"Grundsätzlich war es in unserer Familie so, dass man dachte, auf der richtigen Seite der Mauer zu leben. Der Antifaschismus stand zumindest in der Verfassung. Es gibt auch bei uns noch Probleme, aber das ist schon das richtigere Deutschland. Und wenn es auch noch nicht perfekt ist, dann werden wir’s besser machen – soweit die Haltung. (...) Ich fand, der Antisemitismus war relativ präsent in der DDR, auch in der normalen Gesellschaft. Es war völlig Gang und Gäbe, seltsame Witze zu erzählen. In den Schulen erzählten die Kinder Judenwitze, da hatte man keine Probleme mit. Und es gab Hakenkreuzschmierereien. Es gab ja dann später auch Skinheads, es gab Neonazis – auch wenn die DDR das offiziell nicht wissen wollte." berichtete Juliette Brungs eindrücklich der evangelischen Akademie Wittenberg über ihr Aufwachsen als jüdischer Mensch in der DDR der 1970er und 80er Jahre.
Im Gespräch mit der Montagegruppe schildert sie Erfahrungen, Eindrücke und Einschätzungen über das Leben in Ostdeutschland und liest aus bislang unveröffentlichten Texten.
Juliette Brungs ist Literatur- und Filmwissenschaftlerin und promovierte in German-Jewish Studies in den USA zum Thema „Politische Performance-Kunst jüdischer Künstler:innen in Deutschland“. Sie lebt in Berlin und ist Vorstandsmitglied von AMCHA e.V. Deutschland.