Lebenshilfe

Am 22.07.2008, 20:43:31 Uhr schrieb Jürgen Jankowitsch

KRIS KRISTOFFERSON THEATERHAUS STUTTGART 21.07.2008 LIVE REVIEW

 

KRIS KRISTOFFERSON - THEATERHAUS 21.07.2008 LIVE REVIEW

Ich weiß nicht, wie viele Leute bisher insgesamt Kristofferson-Songs interpretiert haben. Spontan fallen mir Willie Nelson, Dave Dudley, Roger Miller, Johnny Cash, Ray Stevens, Faron Young, Waylon Jennings, Bobby Bare, Gladys Knight and the Pips und natürlich die unsägliche/unerträgliche Janis Joplin ein.

Würde man genauer recherchieren, käme dabei sicher annähernd das gesammelte „WHOISWHO" der Countrymusik und noch einiges darüber hinaus aus anderen Genres zusammen.

Kris Kristofferson war für mich in erster Linie immer ein Songschreiber und Schauspieler und nur in zweiter Linie Interpret bzw. Musiker.

In dieser Annahme hat mich Kristofferson leider gestern Abend bestätigt: Er trat alleine auf - nur Gitarre, Gesang und Mundharmonika. Dies ist über zwei Stunden und seine ellenlange Setlist hinweg musikalisch gesehen jedoch deutlich zu wenig.

Zu begrenzt und vorhersehbar sind da seine Interpretationen, zu wenig gelingt es ihm musikalisch seinen Kompositionen Tiefe und Nachdruck zu verleihen. Viele Songs geraten deshalb austauschbar und beliebig. Bei seinem Gesang merkt man ihm sein Alter von mittlerweile 72 Jahren deutlich an. In vielen Passagen erinnert er, von der Phrasierung und vom Ausdruck her, an den moribunden Johnny Cash der späten American Recordings-Phase.

Man würde sich eine kleine Band an seine Seite wünschen: ausgefuchste Musiker, die ihn spärlich, aber doch markant unterstützen und entlasten - Pedal Steel, ein bisschen Schlagzeug, ein wenig Bass, Gitarre, ein paar Tupfer E-Piano/Orgel und vor allem Backing Vocals.

Mit der Ausstrahlung und Ruhe eines Menschen, der so ziemlich alles gesehen und erlebt hat im Leben, macht KK jedoch vieles wieder wett.

Oder andersherum formuliert: sein Auftritt lebt hauptsächlich von seiner charismatischen Bühnenpräsenz, von seiner Persönlichkeit - immer freundlich, häufig selbstironisch, mal schelmisch, zuweilen auch fast schüchtern oder unkonzentriert wirkend. Aber immer klar und deutlich in der Aussage und in der Interaktion mit dem Publikum.

Ein sympathischer Mensch, der auf der richtigen Seite steht. Vertrauenserweckend und politisch höchst integer - that's what he is.

Das nächste Mal aber bitte mit Band!