Lebenshilfe

Am 17.02.2008, 12:12:11 Uhr schrieb Jürgen Jankowitsch

EVERYBODY LOVES DUSTY

 

SHELBY LYNNE - "Just a little Lovin'"

Zur richtigen Zeit, die richtige Platte für uns Dusty Springfield-Fans! Shelby Lynne's Story wurde schon oft erzählt: Ihr Vater erschoss 1985 zuerst ihre Mutter und erschoss sich danach selbst, vor den Augen von Shelby und ihrer jüngeren Schwester Alison Moorer. Alison Moorer ist inzwischen die siebte Frau von Steve Earle und singt selbst, doch dies ist eine andere Geschichte.

Shelby ist mittlerweile 39 und in den USA sowas wie ein Country-Pop-Star. Nun wartet sie mit einer Hommage an Dusty Springfield auf. Barry Manilow hatte wohl die Idee dazu. Aufgenommen wurde in den heiligen Capitol Towers Studios in L.A. mit dem großen Produzenten Phil Ramone, der jedoch nie bei den Ramones gespielt, sondern unter anderem Leute wie John Coltrane, Stan Getz, Burt Bacharach, Quincy Jones, Bob Dylan, Paul Simon und Frank Sinatra produziert hat. Deshalb kam auch Frank Sinatras legendäres Mikrophon bei den Aufnahmen zu "Just a little Lovin'" zum Einsatz.

Des weiteren war Toningenieur Al Schmitt mit von der Partie, der im Village Recorder in den letzten 40 Jahren von Sam Cooke über Ray Charles, Steely Dan, Dr. John und Tony Braxton alles mögliche erfolgreich aufgenommen hat.

Das Konzept ist einfach und klar: lediglich Keyboards (meistens E-Piano), Gitarre, Bass und Schlagzeug und im Mittelpunkt Shelby's großartiger Gesang und offener Umgang mit den Songs. Die großen Arrangements der Dusty-Originale wurden außen vorgelassen, denn nur so macht das auch Sinn.

„Just a little Lovin'", "You don't have to say you love me", Breakfast in Bed" und "I only wanna be with You" sind schlichtweg großartig gelungen - Shelby singt liebevoll, vielseitig und voller Einfühlungsvermögen. Die Band gibt ihr allen Raum, da sind Meister des Weglassens am Werk, da wird kein Ton zu viel gespielt. Auch die anderen Songinterpretationen haben durchgängig hohes Niveau, lediglich die einzige Eigenkomposition „Pretend" und die Young Rascals - Komposition „How can I be sure" fallen etwas ab.

Mehr als deutlich fällt allerdings mal wieder die Pressqualität des Vinyls ab. Es ist zwar schön, dass inzwischen wieder so viel auf Vinyl erscheint, doch insbesondere die Qualität der „Lost Highway"- Überspielungen bzw. Pressungen werden immer mehr zum Ärgernis.