Lebenshilfe

Am 10.02.2008, 23:54:09 Uhr schrieb Jürgen Jankowitsch

DISTRICT LINE


Wenn man den Blog von Bob Mould mitverfolgt, dann scheint es ihm seit geraumer Zeit richtig gut zu gehen. Auch die neue Platte „District Line", strahlt genau dies aus. Da ist einer, inzwischen 47, der bei sich angekommen scheint. Er lebt seit einiger Zeit in Washington DC und der LP-Titel „District Line" beschäftigt sich mit dem Viertel, in dem er lebt - seinen Demarkationslinien, seiner home base.

Mould sagt, er braucht nicht viel. Seine Texte handeln von den vertrauten Themen: verlorene Liebe, verpasste Gelegenheiten, beautiful Losertum - doch die Wut, die Trauer und die Verzweiflung des zornigen Mould scheinen gewichen. Wieso auch nicht?

Seine letzte LP "Body of Song" war so ziemlich seine beste Solo-LP überhaupt. Die ging wesentlich tiefer. Die neue knüpft genau da an, nur bleibt sie eben irgendwie oberflächlicher. Musikalisch bestreitet Mould keine neuen Pfade. Das was er macht hat Hand und Fuß, er singt ausdrucksstark und gut wie immer. Seine Lieblingsspielzeuge, wie Vocodereffekte und irgendwelche Soundfrickeleien, passen sich gut ins Gesamtgefüge ein. Der Fugazi-Schlagzeuger Brendan Cantry trommelt akzentuiert, intelligent und kraftvoll und bei zwei Stücken gibt es mal wieder ein Cello zu hören. Das ist alles für das Genre auf hohem Niveau, aber ohne großen Wiederkennungswert.

Man kann nun an dieser Stelle schließen und sich darüber freuen. Es ist eine ordentliche Bob Mould LP geworden, die, wenn man seinen Weg über die letzten 25 Jahre mitverfolgt hat, biographisch absolut Sinn macht.

Aber, reicht das? Wäre es nicht mal an der Zeit für wirklich andere und neue Arrangements? Würde es nicht Sinn machen neue Leute hinzuzuziehen, anstatt alles so gut wie selbst einzuspielen und zu produzieren?

Mir schmort Bob Mould definitiv zu sehr im eigenen Saft. Live tritt er seit geraumer Zeit ja schon akustisch und alleine auf - und das soll richtig gut sein! Wieso also keine richtige Singer-/Songwriter-LP? Wieso so wenig Risiko?