Lebenshilfe

Am 16.12.2007, 13:07:49 Uhr schrieb Jürgen Jankowitsch

THAT'S THE WAY IT IS REPRISE

 

Ich erinnere mich noch gut an den Tod von Elvis. Wir saßen morgens an der Bushaltestelle. Ein Mädchen aus meiner Klasse hatte die Initialen „EP" in Großbuchstaben, farbig und sehr stilvoll auf ihre Jeans gemalt. Ich dachte an „Emerson, Lake and Palmer", da das alles sehr geschwungen aussah - hielt mich aber mit Fragen zurück. Damals war es eh üblich, dass man seine Jeans, Jeansjacke und Jeanstasche täglich mit Filzschreiber neu bearbeitete und wir redeten eh kaum was. Dann kam Daniel Blankenstein hinzu. Ich weiß auch aus heutiger Sicht nicht wirklich viel über seinen sozialen Hintergrund und seine familiäre Situation - aber er konnte nicht Fußballspielen. Er sprach Alexandra sofort auf ihr Jeanshose an. Sie schilderte daraufhin ihren traurigen Gemütszustand und führte aus, was Elvis für sie alles bedeutete und dass sie überhaupt nicht geschlafen hätte und fix und foxy (damals jugendsprachlicher Jargon) wäre. Der Blankenstein entgegnete lautstark und gestenreich, dass es um diesen Fettsack ja nicht schade wäre und so'n Zeugs und man ihn für seine Schnulzen eh schon lange hätte standesrechtlich erschießen müssen. Im Herbst 1977 wurde viel über das standesrechtliche Erschießen diskutiert, dies sei dem Blankenstein zugutegehalten und so ein 12-jähriger ist ja auch nichts, als das Über-Ich seiner Selbst und seiner Gene, was ich damals allerdings nicht wusste. So erfuhr ich also, dass der „King" tot war. Ich kannte nur ein paar Schnulzen aus dem Radio von ihm und es war mir deshalb auch ziemlich egal - wären der Schlagzeuger von REO Speedwagon gestorben oder der Keyboarder von Barclay James Harvest, dann hätte mich das sicher stärker berührt.

Elvis lief auf Südfunk 1, Elvis war Hausfrauenmusik - ein Relikt aus einer anderen Zeit. „No Elvis, Beatles and Stones in 1977" an diese Zeile von "The Clash" hielt ich mich, was Elvis betrifft, bis vor einigen Jahren. Klar fand ich einige Lieder gut, aber ich hatte nie das Bedürfnis mich tiefer mit Elvis beschäftigen zu wollen. Dann sah ich „Elvis On Tour 1972" im Fernsehen. Ich kapierte innerhalb von 90 Minuten, warum Elvis für viele Menschen diese Bedeutung hatte, was ihn ausmachte. Schnell stellte ich daraufhin fest, dass die Jahre von 1968 bis 1972 seine Glanzjahre waren. Er hatte Charme, Charisma, Humor, Herz, Seele - sah gut aus und machte sogar auch noch gute Platten in der Zeit. Seine Liveauftritte in dieser Phase waren stets voller Leidenschaft und sind grandioses Entertainment.

Musikfreunden, die sich mit Elvis immer noch schwer tun, seien die folgenden Dvd's/ Videos empfohlen:

Comeback Special 1968
That's the way it is
Elvis On Tour 72

Wem da nicht das Herz aufgeht, der/die kann die Suche nach den folgenden LP's getrost bleiben lassen - allen anderen seien die folgenden Platten dringend ans Herz gelegt:

How Great Thou Art (1967)
Comeback Special (1968)
From Elvis in Memphis (1969)
Elvis in Person at the International Hotel in Las Vegas (1970)
On Stage February 1970 (1970)
Back in Memphis (1970)
That's the way it is (1971)
Elvis Country (1971)
He touched me (1972)