Lebenshilfe

Am 29.10.2007, 15:32:57 Uhr schrieb Jürgen Jankowitsch

SYMPATHY FOR THE RECORD INDUSTRY 2

In den letzten Wochen erschienene Schallplatten, die ich gerade höre und richtig gut finde:

 

Betty Lavette - The Scene of the Crime LP (Anti)

Die Liste derer ist lang, die Ende der 60er und Anfang der 70er, in den Fame Studios in Muscle Shoals, Alabama aufgenommen haben - unter anderem: Aretha Franklin, Wilson Pickett, Etta James, The Staple Singers, Willie Nelson, Bob Seger und 1972 auch Betty Lavette. Nur wurde ihre damals fertig produzierte LP von Atlantic Records dann doch nie veröffentlicht. Erst 2005 kaufte ein französicher Soulsammler die Bänder und Rechte und veröffentlichte sie als CD auf seinem Art & Soul Label unter dem Titel „Souvenirs". Die Frage, was passiert wäre, wenn Atlantic Records Betty Lavette ordentlich unterstützt hätte, ist müßig - so verlief ihre Karriere höchst wechselhaft. 2007 gab es nun, im Alter von 61 Jahren, die Rückkehr in die Fame Studios nach Muscle Shoals. Musikalisch begleitet wird Betty Lavette auf „The Scene of the Crime" von der Band Drive-By Truckers, sowie den alten Haudegen Spooner Oldham und David Hood. Herausgekommen ist eine Platte im Spannungsfeld Southern Soul, Blues und Country. Besonders die E-Piano und Steel Pedal Songs sind dabei großartig geraten, Wermutstropfen sind jedoch einige Southern Rock- Passagen. Betty Lavette singt rau, kratzig und sehr emotionsgeladen, aber ohne wie beim Vorgängeralbum „I've got my own Hell to Raise" (2005) stetig zu überziehen. Prädikat: wertvoll!

 

Robert Plant / Alison Krauss - Raising Sand DLP (Rounder)

Plant hat Krauss vor 7 Jahren angerufen, so sagt die Legende, um mal lose anzufragen, ob sie nicht mal mit ihm ein wenig singen möchte. Es hat dann eine Weile gedauert, bis sie bei einem Leadbelly-Tribute-Konzert erstmalig gemeinsam aufgetreten sind und nun liegt also das erste gemeinsame Doppelalbum vor. Ich würde nicht von einer Sensation oder Offenbarung sprechen, sondern von einem, von T-Bone Burnett sehr warm und rund (wie es eben seine Art ist) produzierten Album, das insgesamt absolut überzeugt, jedoch über die 13 Stücke gesehen, kein durchgehend hochklassiges Level hält. Wären nur die Stücke 1 bis 7 und als achter und neunter Track „Fortune Teller" und „Stick with me Babe" auf dem Album, dann wären das ca. 40 Minuten auf allerhöchstem Niveau - so schleichen sich leider durchschnittliche und schwächere Interpretationen (es sind alles Coverversionen, bis auf einen Page/Plant Song von 1998) mit ein. Highlight ist für mich die Version des Gene Clark Songs „Polly come home", der die tolle 1. Plattenseite wunderbar abschließt. Fazit: kein Meilensteinalbum oder Megaklassiker, sondern eine wirklich gelungene Kollaboration von Page/Krauss/Burnett im Jahre 2007 - aber das ist doch eigentlich schon einiges!